Waiblinger stürmt für College-Team in New York

Die Trainingsbedingungen sind professionell, eine spätere Fußball-Profikarriere ist nicht ausgeschlossen: Mittelfeldspieler Athanasios Coutroumpas, der bislang für die TSG Backnang am Ball war, hat durch ein Sport-Stipendium in den USA die Möglichkeit bekommen, akademische Ausbildung und Sport auf hohem Niveau zu vereinen.

Der 22-Jährige blickt der wohl aufregendsten Zeit seines Lebens entgegen: Im Ausland studieren, Land und Leute kennenlernen und dazu noch intensiv seinen Lieblingssport betreiben – besser geht’s nicht für einen ambitionierten jungen Athleten.

Die vergangenen drei Jahre stürmte Athanasios Coutroumpas (links, hier noch mit schwarzen Haaren) an der Seite von Mario Marinic (r.) mit der TSG Backnang von der Verbands- in die Oberliga. Nun hat es Coutroumpas für mindestens ein Jahr in die USA gezogen. Foto: Alexander Hornauer

Teures Studium in den USA

Bislang hat Coutroumpas Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hohenheim studiert. Seit zwei Monaten besucht er den englischsprachigen Studiengang „Business Administration“ an der renommierten Long Island University. Da Studieren in den USA extrem teuer ist, war ein Stipendium die wichtigste Bedingung. „Ansonsten müsste ich 58 000 Dollar pro Semester aus eigener Tasche zahlen“, sagt Coutroumpas.

Sein Vollstipendium deckt fast sämtliche Gebühren auf dem Weg zum Bachelor-Abschluss ab. Zudem besteht die Möglichkeit, zwei weitere Jahre für den Master anzuhängen.

Plätze in den Kadern der College-Teams sind begehrt

Die reizvolle Konstellation, zudem noch auf einem professionellen Niveau Fußball zu spielen, hat für Coutroumpas den Ausschlag pro USA gegeben. In Nordamerika gibt es keine Sportvereinsstruktur wie in Deutschland, weshalb College-Sport einen enormen Stellenwert und Zuschauerzuspruch erfährt. Entsprechend begehrt sind die Kaderplätze in den College-Teams. Doch US-Hochschulen nehmen gute deutsche Spieler vor allem dann gerne, wenn sie Sportarten ausüben, in denen Amerikaner traditionell eher schwach sind – beispielsweise Fußball, in den USA Soccer genannt.

Sportstipendium Bewerbungsvideo Atha Coutroumpas

Die Sportagentur Athletes USA Germany und Berater Herbert Biste haben Coutroumpas in diesem Sommer eines der begehrten Stipendien vermittelt. Er habe über zehn Angebote erhalten und zahlreiche Telefonate mit Trainern geführt. „Verantwortliche aus Kentucky sind sogar zweimal nach Backnang gekommen, um mich zu beobachten“, sagt Coutroumpas voller Anerkennung für den großen Einsatz, der für einen deutschen Fünftligaspieler betrieben wurde. Aus Studiengründen fiel seine Wahl auf die Long Island University (LIU).

In New York bewohnt er gemeinsam mit sieben Teamkollegen ein Haus unweit vom Campus. Der Stadtkern der hektischen Millionen-Metropole ist nur eine knappe halbe Stunde entfernt. Seine ersten Tage hatte Coutroumpas bei einem Mitspieler direkt am Times Square verbracht: „Doch das war mir irgendwann zu viel, denn es ist wirklich immer etwas los – wie im Film.“

Erstklassige Trainingsbedingungen an der Hochschule

Als Aushängeschild für die Universitäten verfügen die Hochschulteams über stattliche Budgets, mit denen sie professionelle Trainer anheuern und talentierte Athleten unterstützen können. Entsprechend professionell läuft dort der Trainingsbetrieb ab. „Wir Athleten genießen sehr viele Vorzüge“, berichtet Coutroumpas. Seine Vorlesungszeiten werden mit den Sportterminen abgestimmt, Trainingsklamotten gewaschen, mehrere Physiotherapeuten sind ebenso rund um die Uhr zur Stelle wie auch ein Catering-Service. Das Sportzentrum sei „der Wahnsinn“: Ein Schwimmbad, Fitnessgeräte, private Trainingsräume, eine eigene Lounge sowie zwei erstklassig gepflegte Rasenplätze stehen zur Verfügung.

Noch dazu identifiziere sich jeder Einzelne mit der Universität und deren Sportlern: „In Deutschland werden Unis am akademischen Grad gemessen. In Amerika wird diejenige Uni am höchsten angesehen, die viele sportliche Erfolge vorweisen kann.“

Insgesamt 18 verschiedene Sportarten werden an der LIU auf höchstem Niveau ausgeübt. Baseball, Basketball und American Football genießen die höchste Popularität, Fußball spielt eine eher untergeordnete Rolle. Dennoch kommen zu den Heimspielen im Pioneer Soccer Park meist um die 500 Zuschauer.

25 Spieler aus 14 verschiedenen Nationen

„Ziel für uns muss es sein, die Northeast-Conference zu gewinnen“, sagt Coutroumpas. Das Niveau dieser Spielklasse sei in etwa mit der deutschen Oberliga zu vergleichen. Dass die Teams in ihrem Spielstil hingegen nicht allzu weit entwickelt sind, liegt vor allem an der hohen personellen Fluktuation, da jedes Jahr mehrere Spieler die Universitäten verlassen.

Im aktuellen Kader der Post Pioneers von Long Island finden sich 25 Spieler aus 14 verschiedenen Nationen, darunter sieben US-Boys und ebenso viele Europäer. „Wir reden bewusst englisch miteinander“, betont Coutroumpas. Das gelte auch für die Kommunikation mit seinen beiden Landsleuten Paul Hein (zuvor CZ Jena U 19) und Lukas Ostermann (BV Cloppenburg).

Die gerade einmal zweiwöchige intensive Saisonvorbereitung sei aus deutscher Sicht allerdings „ein Witz“, so Coutroumpas. Denn während der Saison werden im Herbst zwei oder sogar drei Partien innerhalb einer Woche ausgetragen. Mit fünf Siegen aus bislang fünf Saisonspielen sind die Post Pioneers auf gutem Wege, sich für die Playoffs zu qualifizieren. Ein einziges Spiel auf neutralem Platz wird im November schließlich über den Ausgang einer gesamten Saison entscheiden. „Ein knallharter Modus“, findet Coutroumpas. Nur die Sieger qualifizieren sich für die nationalen Meisterschaften.

Hochprofessionell: Coutroumpas beim Fototermin an der Long Island University. Foto: Privat

Der Traum vom Profivertrag

Während der 22-Jährige aus der Ferne weiterhin die Ergebnisse seiner Ex-Kollegen in Backnang verfolgt („Da gehen die Emotionen natürlich mit“), hofft er für sein zweites Halbjahr in den USA auf ein Angebot aus der zweiten amerikanischen Profiliga. Denn die nationale Collegemeisterschaft wird jeweils nur zwischen August und Dezember ausgetragen.

Viele ehemalige Studenten haben über diesen Weg auch schon den Sprung in die Major Soccer League geschafft. An den Profifußball möchte Coutroumpas zunächst aber keine Gedanken verschwenden: „In erster Linie möchte ich mein Studium abschließen und einfach ein geiles Jahr verbringen. Sollte aber ein Angebot kommen, würde ich sicher nicht Nein sagen.“

Was er am Ende seines Auslandsaufenthaltes auf jeden Fall in der Tasche haben wird, ist der akademische Abschluss, verbesserte Sprachkenntnisse und vor allem wertvolle Lebenserfahrung, in sportlicher wie in beruflicher Hinsicht.