FuPa: »Beste Entscheidung meines Lebens« – Wie Pex zur Uni-Legende wurde

Triumphe und Auszeichnungen: Für den 23-Jährigen läuft es in den USA traumhaft gut +++ Rückkehr nach Schalding zur neuen Saison kein Thema

Man könnte richtig neidisch werden.Ich lebe hier zehn Kilometer vom Times Square entfernt, 20 Minuten brauche ich etwa bis in die Innenstadt von New York City. Und man kann alles machen, was man möchte. Alles hat offen. Es gibt keine Einschränkungen mehr. Genauso wenig spielen Inzidenzwerte hier eine Rolle”, erzählt Johannes Pex von seinem Leben in den Vereinigten Staaten unweit des “Big Apple”.

Totaler Stillstand und Tristesse zuhause, normales Leben und vor allem auch Fußball in den USA. In Deutschland wäre es für mich ein verlorenes halbes Jahr gewesen. Mir tun meine ehemaligen Mitspieler beim SV Schalding leid, die seit sechs Monaten nicht kicken dürfen. Es war daher die beste Entscheidung meines Lebens, in die Staaten zu gehen.” 

Der 23-jährige Stephansposchinger hatte sich im Januar festgelegt, seiner Heimat den Rücken zu kehren und sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Seton Hall Universität in New Jersey fortzusetzen, ganz in der Nähe der Weltmetropole New York. Gleichzeitig lockte die Aussicht auf fast professionellen “College-Soccer”. Leben und studieren an einem der angesagtesten Orte der Welt. Geht schlechter, oder? Es war schon ein Kulturschock”, lacht Pex und kommt ins Plaudern: Manchmal komme ich mir vor wie im Film, wenn ich durch die Wolkenkratzer-Schluchten laufe. Sowas kennt man ja bei uns nicht. Und alles hat offen. Ich denke, das liegt vor allem an der viel schneller als in Deutschland laufenden Impfkampagne. Ich bin selbst, wie die ganze Mannschaft, schon geimpft.”

Pex hat den Schritt wahrlich nicht bereut. Für den Defensivspezialisten läuft es traumhaft im Nordosten der USA. Zusammen mit Luca Dähn, der zuvor beim Regionalliga-Konkurrenten Viktoria Aschaffenburg aktiv war, bildet der Niederbayern ein kongeniales “German-Abwehrbollwerk”. Beide wohnen sogar zusammen im selben Haus. “Wir stellen die beste Defensive unsere Conference”, grinst Pex. Aber damit nicht genug. Zur Belohnung für eine starke Frühjahrsrunde gab`s vergangene Woche den ganz großen Bahnhof. “Final-Four”-Turnier in Washington, wo mit die besten Teams der Ostküste um den Titel kämpften. Eine Wahnsinns-Erfahrung für Pex und Co.: “Leider waren zwar keine Zuschauer dabei, aber das nationale Fernsehen hat übertragen. Überall Kameras und Mikrofone rund um das Spielfeld. Ich bin mir wie in der Bundesliga vorgekommen. Schon irre.”

Das Interesse der Öffentlichkeit hat offenbar die Leistungen beflügelt. Zusammen mit seinen Teamkameraden schaffte Pex nämlich gar Historisches: “Wir haben das erste mal seit 30 Jahren wieder den Titel für Seton Hall gewonnen. Wir haben Geschichte geschrieben und sind jetzt Legenden an der Uni”, schmunzelt er. Wer sich ein wenig mit College-Sport in Übersee beschäftigt, der weiß, dass das nicht zu vergleichen ist mit dem Hochschulsport hierzulande.

Für die Universitäten in den USA geht es dabei ganz viel ums Prestige, Erfolge genießen einen hier nicht gekannten Stellenwert. “Wir sind am Campus in aller Munde. In meiner Spanisch-Vorlesung hat der Professor zunächst minutenlang einen Dialog mit mir gehalten, so hat der sich gefreut”, erzählt Pex. Die sprichwörtliche Kirsche auf die Torte gab`s dann für ihn noch in Form einer individuellen Auszeichnung: Die gegnerischen Trainer wählten den Niederbayern ins “Allstar-Team”.

Im Mai geht`s für ihn und seine Teamkollegen in North Carolina weiter, wo dann die nationale Meisterschaft stattfindet. Gelistet im Ranking an Nummer 6 von 250 Universitäten landesweit, dürfte auch dort einiges möglich sein. Auf jeden Fall wird das wieder ein ganz spezielles Event. “Wir werden dort in einer sogenannten “Corona-Bubble” leben, keiner darf rein oder raus. Mal sehen, wir lange wir uns dort halten können. Am 17. Mai steigt das Finale.”

Im Sommer daheim, ab August wieder in die USA: Rückkehr nach Schalding im Moment kein Thema.

Und dann, wie geht`s weiter für ihn? Anschließend wollen meine Teamkameraden und ich Urlaub in Miami machen”, verrät Pex schmunzelnd. Haben sie sich dann auch verdient, denn der Alltag in den USA hat nichts mit den Stereotypen zu tun, die gemeinhin über Studenten kursieren. “Es ist schon stressig, weil wir auch viel auf Reisen sind. Die Tage sind strikt durchgetaktet. Aber wir erhalten viel Unterstützung von der Uni und den Professoren.” 

Ende Mai geht`s zurück nach Deutschland, Anfang August will er in die USA zum Studieren zurückkehren. Ein Comeback beim SV Schalding zur neuen Saison, wie bei den Grün-Weißen erhofft, wird es also vorerst nicht geben. In den Staaten ist er auf den Geschmack gekommen, auch die Sprachbarriere war kein Problem. “Ich habe mich schneller anpassen können als gedacht”, ist er selbst ein wenig überrascht und muss wie zum Beweis nach einem deutschen Begriff tief im Gedächtnis kramen. Wenn`s gut läuft, möchte er sein Studium 2022 abschließen. Der Schritt in die USA hätte sich dann wirklich gelohnt.